Harald Kümmel wandert in den Bergen
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Harald Kümmel: "Wandern ist für mich, im Einklang mit der Natur sein."

Das BKK Pfalz-Mitglied Harald Kümmel ist begeisterter Sportler, Wanderer und Kletterer — seit seiner Kindheit. Sein Buch "Die Z.E.N.-Strategie" hat uns angeregt, ihn über seine Erfahrungen und Erkenntnisse über das Wandern zu interviewen.

Harald Kümmels Buch handelt von Bausteinen für ein Leben voller Freude und Gesundheit. Wir wollten wissen, was Wandern für ihn bedeutet.

Welche Rolle spielt Wandern in Ihrem Leben?

Eine sehr große, weil ich mich beim Wandern im Einklang mit der Natur fühle. Alle Sinne sind wach und obwohl ich mich körperlich fordere, kommt mein Geist zur Ruhe. Ich bin meinem Vater dankbar, der mich schon mit drei Jahren mitgenommen hat ins Tannheimer Tal. Später als Jugendlicher kamen hochalpines Wandern und Klettern dazu. Bis heute bin ich gerne in den Bergen unterwegs, auch in Südamerika oder im Himalaya – erst kürzlich im indischen Kaschmir, wo ich in 20 Tagen 20 Gipfel mit bis zu 6000 Meter Höhe im Alleingang ohne fremde Hilfe bestieg.

Sie haben mit „Die Z.E.N.-Strategie“ ein Buch über ganzheitliche Fitness und Achtsamkeit geschrieben. Welche Rolle spielt darin das Wandern?

Wandern ist eine ganz natürliche Form der Bewegung, die wir alle kennen. Schließlich ist der menschliche Körper nicht zum Sitzen gemacht. Unser Körper und Geist brauchen Bewegung, um gesund zu bleiben. Welche Dinge für gesundes Bewegen wichtig sind und wie wir diese trainieren, habe ich auf der Basis eigener Erfahrungen und sportwissenschaftlicher Studien in meinem Buch beschrieben.

Wandern belastet die Gelenke nur moderat, man verbrennt Kalorien und die Bewegung in der Natur kann sehr beruhigend sein. Was ich sehr schätze, ist das achtsame Wandern. Ganz pur, ohne Kopfhörer, ohne Gespräche. Bei diesem achtsamen Bewegen achte ich auf jeden Schritt, nehme die Natur bewusst in mich auf – Farben und Gerüche, Pflanzen, Steine, Insekten, sogar die kleine Maus, die über den Weg huscht. In diesen Momenten ist spürbar, wie sehr wir eine intakte Natur brauchen und wie wichtig es ist, sorgsam mit ihr umzugehen.

Was ist der Unterschied zwischen Spazierengehen und Wandern?

Wandern eine schonende Form der Bewegung und hat eine gewisse Dauer, mindestens eine Stunde. Man kann sich dem Wandern langsam durch regelmäßiges Spazierengehen nähern und es dann kontinuierlich ausbauen. Idealerweise werden im Laufe der Zeit die Strecken länger und man baut Steigungen ein. Spätestens dann braucht man auch eine  vernünftige Ausrüstung, also zum Beispiel die richtigen Schuhe und eine Funktionsjacke.  

Gibt es einen Punkt, an dem aus Wandern Sport wird?

Wandern wird zum Sport, wenn es um einen Wettbewerb geht, also zum Beispiel darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Am liebsten würde ich selbst anspruchsvolles Wandern gar nicht als Sport bezeichnen. Denn mit dem Begriff „Sport“ verbinden die meisten Menschen etwas Anstrengendes und es geht um Gewinnen und Verlieren. Damit hat „normales“ Wandern nichts zu tun.

Was empfehlen Sie Menschen, die durch Wandern ihre Fitness verbessern möchten?

Alle Wanderer tun automatisch etwas für ihre körperliche und mentale Fitness. Wichtig ist jedoch eine realistische Selbsteinschätzung, um die passenden Touren auszuwählen, egal ob im Mittelgebirge oder alpin. Sie sollten den Körper zwar fordern, aber nicht überfordern.

Menschen, die beim Wandern anspruchsvolle Strecken anvisieren und dadurch ihre Komfortzone verlassen, empfehle ich, das Eine oder Andere gezielt zu trainieren, zum Beispiel ihr Balancegefühl. Das ist wichtig, um beim Gehen über unebenes Gelände nicht zu stolpern. Mit einer Pulsuhr hat man die Effekte auf das Herz-Kreislauf-System gut im Blick und kann Überlastungen vorbeugen. Speziell fürs Bergaufgehen ist die Atmung wichtig. Die Bauchatmung zum Beispiel beruhigt das mentale wie körperliche System und hilft in kritischen Situationen, Stress abzubauen. Nicht nur beim Wandern übrigens.

Mit der Zeit bekommt man beim Wandern auf Grund von Erfahrungen ein Gespür, wann es in den roten Bereich geht. Den sollte man respektieren oder höchstens ankratzen. Ein guter Indikator ist der Atem. Wenn ich beständig kurzatmig bin und viel Pausen benötige um weiterzukommen, weil die Muskeln brennen, befinde ich mich im anaeroben Bereich. Das bedeutet, dass der eingeatmete Sauerstoff nicht mehr ausreicht, um die Muskeln gut zu versorgen. Das hat letztlich zur Folge, dass die Koordination nachlässt und die Unfallgefahr erheblich steigt. Auch ein deftiger Muskelkater am nächsten Tag zeigt, dass man den Körper überfordert hat.

Damit Wandern die Fitness verbessert, ist es allerdings – wie bei allen sportlichen Aktivitäten – wichtig, regelmäßig draußen unterwegs zu sein. Ein regelmäßiger Rhythmus mit festen Terminen hilft hier am besten.
 

Welche Rolle spielt die Begegnung mit der Natur für unsere Gesundheit?

Über die körperlichen Effekte haben wir ja bereits gesprochen. Woran viele nicht denken, sind die Effekte der Natur auf unser mentales Befinden. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass Bäume Botenstoffe abgeben, die wir beim Wandern oder Spazierengehen aufnehmen. Sie wirken positiv auf das gesamte Körper- und Immunsystem. Regelmäßig im Grünen unterwegs zu sein – und sei es nur ein Spaziergang im Park – stärkt den Körper und sorgt für eine ausgeglichene innere Balance. Das ist durch viele Studien nachgewiesen.

Meditieren spielt in Ihrem Leben eine große Rolle. Wie lassen sich Wandern und Meditation miteinander verbinden?

Allein schon das achtsame Gehen und bewusste Atmen, das im Einklang mit Körper und Natur sein, hat etwas Meditatives. Beim Wandern sind wir im Normalfall ohne Druck. Wir können zwischendurch stehenbleiben, um eine schöne Aussicht zu genießen, uns zu dehnen, bewusst mit geschlossenen Augen die reine Luft atmen oder ein paar Yogaübungen zu machen. Oft reichen bereits die ruhigen, rhythmische Bewegungen des Gehens, um in einen meditativen Flow zu kommen. Das beobachte ich besonders intensiv bei mehrtägigen Wanderungen und Touren, bei denen man alles hinter sich zurücklässt. Interessanterweise kommt man dann oft auf die besten Ideen und man ist ganz im Reinen mit sich – auch das ist ein positiver Effekt des Wanderns.

Nutzen Sie das Fitness-Training für die Seele.

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