Rüdiger Ehrenbecks Erinnerungsbuch
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In 55 Tagen vom Allgäu an die dänische Grenze

Wenn der Vorruhestand ansteht, kommt man auf Ideen: Bei seiner Weitwanderung längs durch Deutschland hatte Rüdiger Ehrenbeck viel Zeit, nachzudenken und neue Pläne für die Zukunft zu schmieden. Wir haben uns mit ihm zum Interview getroffen.
Wie entstand die Idee zur Deutschlandwanderung?

Das Ende meiner Berufstätigkeit und den Vorruhestand wollte ich mit einer Zeit des Übergangs verbinden. Daraus entstand die Idee einer Weitwanderung. Zunächst dachte ich ans Pilgern in den Süden, bin dann jedoch durch die Pandemie auf die Idee einer Deutschlandwanderung, von Süd nach Nord, gekommen.

Wie haben Sie die Tour geplant?

So wie es heute viele machen: mit Komoot. Die Gesamtstrecke habe ich in acht größere Etappen geteilt und diese Strecken dann weiter heruntergebrochen auf Tagesetappen von etwa 25 Kilometern.

Wie haben Sie sich auf die Tour vorbereitet?

Ich hatte bereits eine gute Grundkondition, da ich während der Pandemie viel wandern war. Richtig trainiert habe ich die zehn Wochen vor dem Start: Vom Februar bis Mitte Mai 2023 bin ich insgesamt 450 Kilometer gewandert, zum Teil auch mit dem schweren Rucksack. Gegen Ende bin ich zwei Tage unter Dauerbelastung gewandert – und fühlte mich dann fit genug.

Wie schwer war denn Ihr Rucksack?

Von meinem Heimatort bis zum Bodensee wog der Rucksack 15 Kilogramm. Ich hatte alles dabei, um bei Bedarf auch zelten zu können. Darauf habe ich dann verzichtet — schon war das Gepäck zwei Kilo leichter. Unterwegs habe ich weitere überflüssige Sachen bei Freunden oder Familienangehörigen gelassen, so dass ich am Ende bei 11 bis 12 Kilogramm war.

Kleine Raststation im Allgäu
Mitten im Allgäu entdeckte Rüdiger Ehrenbeck auf seiner Tour diese kleine, aber ganz besondere Raststation.
Was war jetzt im Nachhinein im Gepäck wichtiger als Sie zu Beginn dachten?

Da fallen mir gleich mehrere Dinge ein: die Powerbank, da ich mein Handy zum Navigieren brauchte. Zwei Salben gegen Wanderzipperlein. Meine roten Crocs – eine Wohltat, wenn ich nach der Ankunft die Wanderschuhe ausgezogen habe. Und natürlich mein Wandertagebuch…

Was haben Sie darin notiert?

Ich habe ja manchmal den ganzen Tag niemanden getroffen, mit dem ich mich hätte austauschen können. Da war das Schreiben sehr hilfreich. Während der fast zwei Monate hatte ich die Muße, mein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen. Und ich hatte immer wieder schöne Begegnungen und Erlebnisse in der Natur. 

Das Wichtigste habe ich jeden Abend aufgeschrieben. Wenn ich heute in dem Wandertagebuch lese, sehe ich bestimmte Situationen, die ich vielleicht sonst vergessen hätte, wieder ganz klar vor mir.

Von Aitrang über Basel nach Klanxbüll
  • Gesamtlänge: 1.537 Km
  • Start in Aitrang: 17. Mai 2023
  • Ankunft in Klanxbüll: 12. Juli 2023
  • Etappen: 55 Tage, davon 1 Tag Basel, 1 Tag Sylt
  • Pausen: 1 Tag bei Basel, 2 Tage Hochheim 
  • Durchschnittliche Etappenstrecke: 28,5 Km
Welche Naturerlebnisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Geräusche, zum Beispiel die Vogelstimmen, die ich in manchen Gegenden sehr intensiv wahrnahm, in anderen wegen Flug- und Verkehrslärm viel weniger. Dann Gerüche von Tannennadeln, blühenden Sträuchern, Erdbeerfeldern. Ein Reh, das ich beim Äsen überraschte und das mich intensiv musterte, bevor es weglief. Die unterschiedlichen Landschaften, zum Beispiel die Eichenwälder in Niedersachsen oder die sandigen, schwer begehbaren Wege in Schleswig-Holstein.

Und darüber hinaus?

Begegnungen mit Menschen, die mir zum Beispiel eine Flasche Wasser spendierten, als ich unterwegs wegen der Hitze nichts mehr zu trinken hatte. Die tolle Übernachtung in einer Schäferkarre am Kaiserstuhl. Eine Frau, die den Jakobsweg gelaufen war und mir von ihrem Erlebten erzählte. Ein Gästebuch mit vielen Zeichnungen. Ein leckeres Schnitzel mit Bratkartoffeln in Munster.

Sonnenuntergang in der Region am Kaiserstuhl
Nach einem langen Wandertag die Aussicht genießen — hier am Kaiserstuhl.
Gab es auch weniger schöne Erlebnisse?

Da fallen mir auch einige ein: Am Hochrhein die Mückenplage, die ich besonders zu spüren bekam, nachdem ich meine Fliegenhaube verloren hatte. Fast zugewachsene Wanderwege — so anstrengend zu gehen, dass ich auf den asphaltierten Radweg auswich. Eine etwas kritische Situation mit einem nicht angeleinten großen Hund. Die langweiligen Straßen, um die Truppenübungsplätze in Niedersachsen zu umgehen... 

Wie haben Sie sich motiviert, wenn Sie mal keine Lust auf's Wandern hatten?

Ich hatte alle Unterkünfte schon vorgebucht – allein das hatte gereicht, um mich auf den Weg zu machen (lacht). Und wenn es unterwegs schleppend lief, habe ich in Gedanken gesungen — der 4/4-Takt bringt wirklich Schwung in müde Beine.

Was hat Ihnen auf Wanderschaft am meisten gefehlt?

Besonders gefehlt hat die Ansprache, obwohl ich mit dem Handy immer in Kontakt mit der Familie und engen Freunden war. An einigen wenigen Abenden fehlte mir meine Hauptmahlzeit: ein warmes Abendessen. Denn gerade auf dem platten Land gab es an manchen Orten keinen Gasthof, keinen Supermarkt — nur ein Hotel garni zum Übernachten. Da musste ich auf mein Notproviant, also Müsliriegel, zurückgreifen. Das ist wenig erbaulich, wenn man 3.500 Kalorien am Tag zu sich nehmen soll …

Was haben Sie am Ende Ihrer Tour an wichtigen Erfahrungen mitgenommen?

Drei Dinge habe ich am Ende im Wandertagebuch notiert: innere Ruhe, Zufriedenheit und Dankbarkeit, dass alles gut gelaufen ist. Was mich über die fast zwei Monate getragen hat, war meine innere Einstellung, die Neugier auf Neues und das Zulassen von Zufälligkeiten. Was mich bei meiner Rückkehr gefreut hat, war die Begrüßung von Familie, Nachbarn und Freunden, die mir sogar einen Pokal überreicht haben.

Sind Sie nun auf den Geschmack gekommen? Was steht als nächstes an?

Oh ja, ich habe bereits mit dem Training angefangen. Vielleicht kommt als nächstes das Grüne Band, ein Weitwanderweg entlang der früheren innerdeutschen Grenze. Und eine Alpenquerung über den E5 möchte ich noch angehen.

Potrait von Rüdiger Ehrenbeck
Rüdiger Ehrenbeck

Rüdiger Ehrenbeck aus Aitrang wanderte 2023 vom Allgäu bis an die deutsch-dänische Grenze. In 55 Tagen legte er über 1.500 Kilometer zurück.

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