Blick in einen Wald, im Vordergrund ist ein großes Schild zu sehen, dass auf die Waldbrandgefahr hinweist
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Waldbrandgefahr: Wie können wir den Wald schützen?

Sommer, Sonne, Waldbrand? Das muss nicht sein, denn fast immer ist der Mensch der Verursacher von Waldbränden. Der Schutz des Waldes liegt also auch in unseren Händen.

Die hinter uns liegenden Trockenjahre haben die Laub-, Misch- und Nadelwälder hart getroffen: In Rheinland-Pfalz sind etwa 80 Prozent der Bäume krank, 1984 – als die Beobachtungen für den Waldzustandsbericht begannen – waren es „nur“ 40 Prozent. Außerdem hat über die letzten 60 Jahre die klimatisch bedingte Waldbrandgefahr zugenommen. Beide Faktoren erhöhen saisonal die Gefahr von Waldbränden, auch wenn diese fast immer durch unachtsame Waldbesuchende und Brandstiftung verursacht werden, so unser Experte Tobias Stubenazy vom Landesbetrieb Landesforsten Rheinland-Pfalz.

Waldbrände und Sommer gehören zusammen — stimmt diese Vereinfachung?

Waldbrände treten tatsächlich überwiegend in den Monaten April bis September auf, besonders nach Perioden ohne ausreichende Niederschläge. In den Sommermonaten erhöht sich die Gefahr von Waldbränden durch die Kombination aus Hitze, trockener Vegetation und ausgetrocknetem Boden. Dass Waldbrände und Sommer zusammengehören, ist jedoch zu stark vereinfacht und vor allem nicht korrekt. Tatsächlich ist der Mensch in den meisten Fällen der Auslöser von Waldbränden. Daher ist es entscheidend, durch präventive Maßnahmen und verantwortungsbewusstes Verhalten Waldbrände erst gar nicht entstehen zu lassen.

Eine Bakendiagramm zeigt, in welchen Monaten am häufigsten Waldbrände auftreten
Waldbrände treten besonders häufig im April, Juli und August auf.
Wie groß ist das Waldbrandrisiko in Rheinland-Pfalz?

In Rheinland-Pfalz sind aktuell (Stand: Anfang Juli 2023) keine Gebiete auf Kreisebene mit hohem Waldbrandrisiko eingestuft. Ein mittleres Waldbrandrisiko haben die Landkreise Südliche Weinstraße und Germersheim, der Landkreis Neustadt an der Weinstraße und die Gebiete bei Kaiserslautern, die zum Landstuhler Bruch gehören, einer Moorniederung, die sich über das saarländisch-pfälzische Grenzgebiet erstreckt.

Unabhängig davon ist die Einschätzung des Waldbrandrisikos vor Ort zum Beispiel durch Art und Zustand der Bewaldung wichtig. Manche Kiefernwälder auf warmen, trockenen Hanglagen zeigen zunehmend lichte Waldstrukturen mit leicht entzündbarem Brennmaterial wie bodennahen Ästen, Gras oder Heidekraut. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Lennebergwald nahe Mainz.

Wo und wie können sich Interessierte informieren?

Interessierte können sich in Rheinland-Pfalz auf der Website waldbrandgefahr.wald.rlp.de über den Waldbrandschutz und die aktuelle Waldbrandgefahr informieren. Die Daten werden täglich vom Deutschen Wetterdienst DWD aktualisiert. Grundlage sind zwei Indizes zur Beurteilung der Brandgefahr. Der Graslandfeuerindex (GLFI) veranschaulicht die Brandgefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage, wichtig für Straßenränder, Bahndämme sowie Getreide- bzw. Stoppelfelder. Der Waldbrandgefahrenindex (BWI) berücksichtigt verschiedene Faktoren im Kronenraum der Bäume sowie die Streuschicht am Boden. Letztere, also ob Laub- oder Nadelstreu, ist besonders wichtig für die Gefahrenbeurteilung.

Wie kommt es zu Waldbränden?

Die meisten Waldbrände in Rheinland-Pfalz werden durch menschliches Verschulden verursacht, zum Beispiel durch verbotenes Rauchen oder das Entfachen von nicht erlaubten (Grill-)Feuern im Wald. Gelegentlich kommt es auch zu Brandstiftungen. Waldbrände mit natürlichen Ursachen wie Blitzschlägen sind hingegen äußerst selten. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass das Rauchen im Wald das ganze Jahr über verboten ist. Das Brandrisiko wird oft unterschätzt, sei es durch weggeworfene Zigarettenkippen oder Funkenflug. Auf diese Risiken weisen seit Frühjahr 2021 mehr als 1.000 Hinweisschilder entlang vielbegangener Wanderwege und häufig besuchter Waldparkplätze hin.

Viele kommen mit dem Auto in die Waldgebiete. Welche Gefahren gehen von Fahrzeugen aus?

Fahrzeuge können tatsächlich eine potentielle Gefahr für Waldbrände darstellen. Heiße Autoteile, insbesondere Katalysatoren und Auspuffrohre, die mit trockener Vegetation wie Gras in Kontakt kommen, können Brände auslösen. Dies kann besonders in Zeiten von Trockenheit und hoher Brandgefahr problematisch sein. Es ist wichtig, dass Autofahrer*innen in Waldgebieten besonders vorsichtig sind und darauf achten, dass heiße Fahrzeugteile nicht mit trockener Vegetation in Berührung kommen, Zigarettenreste verantwortungsvoll entsorgt und etwaige Warnhinweise beim Parken berücksichtigt werden.

Eine weitere Herausforderung, auch für die Feuerwehren, sind E-Autos. Wenn die Batterie eines E-Autos in Brand gerät, kann dies zu einem schwierigen und langen Löscheinsatz führen. Die Brandbekämpfung von Batteriebränden erfordert spezielle Kenntnisse und Ausrüstung.

Was sollte man tun, wenn man einen Brandherd entdeckt?

Wer einen Brandherd entdeckt, sollte unverzüglich den Notruf unter der Nummer 112 kontaktieren und den Standort so präzise wie möglich angeben. Es ist empfehlenswert, die App „Hilfe im Wald“ zu verwenden, um den eigenen Standort zu bestimmen und weiterzugeben. Die Leitstellen in Rheinland-Pfalz verfügen über Technologien, die den Standort anhand solcher Telefonanrufe ermitteln können. Nach dem Notruf ist es wichtig, sich selbst in Sicherheit zu bringen, da Waldbrände sich rasch und unvorhersehbar entwickeln können und eine potentielle Gefahr darstellen.

Was passiert nach einem solchen Notruf?

Nach einem Notruf werden die Feuerwehren schnellstmöglich zum Brandort entsandt. Sie sind heutzutage zunehmend auf Waldbrände vorbereitet und verfügen über umfangreiche, örtlich angepasste Alarm- und Einsatzpläne. Auch die zahlreichen freiwilligen Feuerwehrleute sind mehr und mehr mit den entsprechenden Vorgehensweisen vertraut.

Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Forstämtern, den Feuerwehren und anderen beteiligten Akteuren wie den Wasserversorgern. Gemeinsam arbeiten sie als Verantwortungsgemeinschaft zusammen, um Waldbrände zu verhindern und zu bekämpfen. Zudem werden Erfahrungen und Informationen zwischen den Bundesländern ausgetauscht. Bund und Länder engagieren sich außerdem in Arbeitsgruppen, um Themen der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung zu bearbeiten und sich weiterzubilden.

Das balkendiagramm zeigt die durch Waldbrand zerstörten Flächen in RLP von 1999 bis 2022
Im Jahr 2022 wurden in Rheinland-Pfalz 40 Hektar Wald vernichtet - deutlich mehr als im langjährigen Mittel.
Wie groß sind die Waldflächen, die in Rheinland-Pfalz durch Waldbrände vernichtet wurden?

In Rheinland-Pfalz sind größere Waldbrände glücklicherweise bisher selten vorgekommen. Laut langjähriger Waldbrandstatistik wurden in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt weniger als 50 Brandfälle im Jahr und einer Fläche von weniger als 10 Hektar pro Jahr verzeichnet. Allerdings beunruhigen uns das sprunghafte Ansteigen der Anzahl sowie die Größe einzelner Brandflächen im Jahr 2022. Insgesamt wurden 2022 40 Hektar Wald vernichtet, also deutlich mehr als im langjährigen Mittel.

Wie bereitet sich der Waldbrandschutz auf die Zukunft vor?

Die Förster und Waldbesitzer ergreifen Maßnahmen, um die Boden- und Luftfeuchtigkeit zu erhalten. Dies umfasst zum Beispiel die Förderung von Laubbäumen in Mischwäldern, da ihre Blätter im Vergleich zu Nadelbäumen in der Regel keine ätherischen Öle enthalten, die als Brandbeschleuniger wirken können. Um Kahlflächen im Wald zu minimieren, werden junge Bäume unter bestehende große Bäume nachgepflanzt oder Baumsamen ausgebracht. Dies soll zu einer Verjüngung der Wälder beitragen.

Auch unter Kiefern werden Laubbäume gepflanzt, um den Boden vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen und das Wachstum von leicht brennbarem Gras zu verhindern. Zudem verbessert die Laubstreu der Mischbaumarten die Bodenfeuchte, da sie von Bodenlebewesen in die Erde eingearbeitet wird. Das führt zu einer besseren Wasserspeicherung.

Es ist zu erwarten, dass künftig die Gefahr größerer Waldbrände aufgrund klimabedingter Trockenperioden zunimmt. Deshalb werden die Einsatzkräfte zu ihrer eigenen Sicherheit geschult. Das ist zwar kosten- und personalintensiv, hat sich jedoch bewährt.

Gefahren durch Waldbrände verringern
  1. Fahrzeuge nur auf ausgewiesenen Parkplätzen abstellen, um Zufahrtswege und Wendeplätze für Feuerwehr und Katastrophenschutz freizuhalten.
  2. Offenes Feuer oder das Entzünden von Grill- und Lagerfeuern im Wald oder in Waldnähe sind strikt zu vermeiden.
  3. Zigaretten sollten sicher entsorgt und niemals achtlos weggeworfen werden, da sie Brände verursachen können.
  4. Unbedingt auf verdächtige Rauchentwicklung, Funkenflug oder ungewöhnlichen Brandgeruch achten und dies sofort unter der 112 melden.
  5. Informieren Sie sich über örtliche Warnhinweise und aktuelle Waldbrandgefahren und passen Sie Ihr Verhalten entsprechend an.
Portrait von Tobias Stubenazy
Tobias Stubenazy

Tobias Stubenazy ist Referent für Waldschutz bei Landesforsten Rheinland-Pfalz und war federführend mit der Erstellung des Kompendiums Waldbrandschutz Rheinland-Pfalz beauftragt. Der studierte Förster hat eine Grundausbildung bei der Feuerwehr absolviert und hat sich schon während des Studiums mit den Gefahren von Waldbränden beschäftigt. Sein Wissen teilt er bei Aus- und Fortbildungen, um das Bewusstsein für den Waldschutz zu stärken und dazu beizutragen, die heimischen Wälder zu bewahren. In seiner Freizeit genießt er es, durch die Wälder zu streifen und die Natur in ihrer vollen Pracht zu erleben – fasziniert von den unterschiedlichen Baumarten, den Geräuschen des Waldes und dem Duft von frischem Grün.

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