Computerillustration des Nervensystems
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Neuroathletik für Wanderer: Gehirntraining für den Körper

Im Fußball, in der Leichtathletik, im Skisport – Neuroathletik kommt immer wieder zur Sprache, wenn es um Leistungssport geht. Doch auch bei Laien kann die Methode die Leistungsfähigkeit verbessern.

Neuroathletik wurde Anfang der 2000er-Jahre in den USA von dem Chiropraktiker Dr. Eric Cobb entwickelt. In Deutschland wird der Trainingsansatz etwa seit 2010 praktiziert. Bekanntester Experte für Neuroathletik in Deutschland ist Lars Lienhard, der zugleich Autor des Standardwerks „Training beginnt im Gehirn“ ist.

Die Kernidee der Neuroathletik

Neuroathletik hat das Ziel, die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper zu verbessern, um fehlerhafte Bewegungen und Belastungen auszugleichen. Grundlage sind Erkenntnisse über die Neuroplastizität von Gehirn, Nervenzellen und Synapsen, also ihrer Fähigkeit, ihr Verhalten zu ändern. Unabhängig vom Alter können wir so Neues lernen oder vorhandene Muster korrigieren. Das gilt auch für das Planen, Steuern und Ausführen von Bewegungen.

Der Trainingsansatz von Neuroathletik

Neuroathletisches Training setzt nicht bei der Muskulatur, sondern bei den bewegungssteuernden Systemen an. Dazu zählen das visuelle System, das Gleichgewichtssystem und das propriozeptive System, also die Eigenwahrnehmung von Bewegungen. Die Methoden der Neuroathletik haben zum Ziel, diese Systeme individuell zu stärken und Schwachpunkte auszugleichen. Ziel ist es, die Qualität der sensorischen Informationen, also die Reizübertragung zum Gehirn, zu verbessern. Denn je umfassender sensorische Informationen aus diesen drei Systemen an das Gehirn weitergeleitet werden, desto korrekter kann der Körper Bewegungen ausführen. Umgekehrt gilt, dass fehlerhafte oder unzureichende Informationen – zum Beispiel durch Fehlstellungen oder nach Verletzungen – dazu führen, dass das Gehirn Schutzmechanismen aktiviert, wodurch Bewegungsabläufe nicht optimal ausgeführt werden.

Hier setzt das neuroathletische Training an: Durch gezieltes Trainieren der individuellen Schwachstellen soll sich die Reizübertragung zum Gehirn – also der Input – verbessern. In der Folge erlischt die „Warnlampe“ im Gehirn und die Signale an den Körper verändern sich: Bewegungsabläufe können korrekter gesteuert und ausgeführt werden, Gleichgewichtssinn und Reflexe funktionieren besser. Davon ausgenommen sind jedoch alle automatischen Reflexe des Körpers, die wir weder aktiv steuern noch unterbinden können.

Neuroathletik und Wandern – passt das?

Neuroathletik ist inzwischen auch im Breitensport und der Rehabilitation angekommen, auch wenn noch großangelegte Studien fehlen, die den Erfolg dieser Trainingsmethode belegen.

Viele Tests und Übungen sind einfach auszuführen und schnell zu erlernen, wobei das Training immer auf den einzelnen Menschen abgestimmt ist. Wer gerne wandert und über Beschwerden in Knien oder Füßen klagt, kann zum Beispiel von Übungen aus dem sogenannten Neuro-Mobility-Training profitieren. Diese helfen unter anderem, die Koordination, die Streckfähigkeit des Fußes, die Beweglichkeit der Hüfte sowie die Beinbewegungen zu verbessern. Das steigert die Stabilität und Präzision in den verschiedenen Bewegungsabläufen beim Wandern. Das Training des visuellen Systems wirkt sich positiv auf die Auge-Fuß-Koordination aus, das Training des Gleichgewichtssystems verringert die Stolper- und Sturzgefahr. So können sich auch vorhandene Fehlbelastungen wie ein Ungleichgewicht der Muskulatur, Verdrehungen oder Schiefstände durch entsprechende Übungen verbessern.

Um das Konzept des neuroathletischen Trainings zu verdeutlichen, haben wir für Sie eine Übung aus dem Gleichgewichtstraining ausgewählt:

  • Stehen Sie barfuß zunächst in einem hüftbreiten Stand, Ihre Wirbelsäule ist aufgerichtet, die Füße stehen parallel, die Fußspitzen zeigen gerade nach vorn, das Kinn leicht eingerollt, damit der Nacken gerade ist. Nehmen Sie Ihren Körper im Stand wahr.
  • Nun setzen Sie den linken Fuß so vor den rechten Fuß, dass die Zehen des hinteren Fußes die Ferse des vorderen Fußes berühren. Sie stehen weiterhin aufrecht in gerader entspannter Haltung, der Blick geht nach vorn. Auf dem hinteren Bein liegt etwas mehr Gewicht als auf dem vorderen. Nehmen Sie wahr, was passiert, wo Schwankungen und kleine Bewegungen in der Muskulatur spürbar sind.
  • Schließen Sie nun für einige Sekunden die Augen und beobachten Sie die Reaktion Ihres Körpers.
  • Kommen Sie zurück in die Ausgangshaltung und wechseln Sie das Bein, stellen Sie also den rechten Fuß vor den linken und beobachten Sie, wie gut es Ihnen auf dieser Seite gelingt, mit offenen und geschlossenen Augen die Balance zu halten. Vergleichen Sie die Unterschiede in der Reaktion der Muskulatur. Nehmen Sie wahr, auf welcher Seite Sie die Balance schlechter halten können.

Im klassischen Training würde man diese Übung regelmäßig wiederholen, um Muskulatur aufzubauen. Im neuroathletischen Training hingegen ist die schwächere Seite der Ansatzpunkt für individuelle Übungen, um die Ausrichtung der Gelenke und der Rezeptoren in den Gelenken zu verbessern. Hierdurch verändert sich der Informationsfluss im propriozeptiven System, wodurch der Körperschwerpunkt neu positioniert wird.

Auch wenn viele Leistungssportler von den Methoden der Neuroathletik überzeugt sind: Vor dem Ausprobieren des neuroathletischen Trainings sollte in jedem Fall eine ärztliche oder physiotherapeutische Beratung stehen. 

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