Hund beim Wandern in der Natur, im Hintergrund Ausblick in die Berge
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Wandern mit Hund: Gut vorbereitet in die Natur

Sind alle Hunderassen wanderfreudig? Wie bereitet man einen Hund auf Wanderungen vor? Was sollte man für den Hund bei Wanderungen dabei haben? Antworten auf diese und andere Fragen gab uns die Hundetrainerin Nicole Lenz.

Wer selbst drei Hunde hat und dazu noch eine Hundeschule, kann einiges über wanderfreudige Zwei- und Vierbeiner erzählen. Nicole Lenz trainiert bereits seit Jahren Hunde und hat uns viele Fragen beantwortet, die Hundebesitzer*innen bewegen.

 

Frau Lenz, gibt es tatsächlich Hunderassen, die besonders wanderfreudig sind?

Meine Erfahrung ist, dass die Rasse nicht unbedingt entscheidend ist. Wichtig ist vielmehr, dass ein Hund lauffreudig ist. Oft werden wegen ihres Körperbaus und ihrer Kondition Retriever, Labradore, Border-Collies und Terrier als wanderfreudige Hunde genannt. Doch auch kleine Hunde wie Chihuahuas laufen im Wald häufig zur Topform auf. Das Gleiche gilt für Hunde mit Kurznasen, also zum Beispiel Boxer, Mops oder Bulldogge. Wichtig ist, dass der Hund ausgewachsen ist, um Schäden an Wirbelsäule und Gelenken zu vermeiden.

Auch wer einen älteren Hund hat, braucht nicht auf das Wandern zu verzichten: Bewegung ist gut, um Arthrose oder Wirbelsäulenproblemen vorzubeugen. Meine Empfehlung ist, Hunde — besonders Kurznasen und ältere Hunde — vor sportlichen Aktivitäten wie dem Wandern von einem Tierarzt durchchecken zu lassen. Die Wanderung selbst sollte an die Kondition des Hundes angepasst sein. Dann steht dem Wandern mit Hund nichts mehr im Weg.

Hund beim Wandern in der Natur bei einer Wanderpause mit Wanderin
Eine Wanderung mit Hund sollte immer an die Kondition Ihres Vierbeiners angepasst werden.
Woran erkenne ich, dass ein Hund gerne mitwandert?

Zum Beispiel am Herumspringen, am Vorlaufen und Zurückkommen, am Schnüffeln und daran, wie aktiv der Hund mit dem Menschen kommuniziert. Dagegen signalisieren verstärktes Hecheln und Zurückfallen auf dem Weg, dass es dem Hund gerade zu viel ist. Manchmal reicht dann eine Pause, manchmal ist die Tour für den Hund zu anspruchsvoll und in einigen Fällen mag der Hund einfach nicht gerne weitere Strecken laufen.

Wie kann ich meinen Hund aufs Wandern vorbereiten?

Es ist ein Unterschied, ob ich mit meinem Hund einen Spaziergang in der Ebene mache oder bergauf und bergab gehe. Jeder Hund braucht fürs Wandern eine gewisse Grundkondition. Trainingsmethoden wie Cavalletti oder Agility verbessern die Körperbeherrschung, Koordination und Beweglichkeit des Hundes und stärken sein Gleichgewicht. Auch die Kommunikation und das Vertrauen zwischen Mensch und Hund verbessern sich durch das Training.

Worauf sollte man beim Training besonders achten?

Wichtig ist es, die Hinterläufe der Hunde zu trainieren, zum Beispiel an einem Trethocker. Diese Muskulatur brauchen Hunde, wenn es bergauf oder bergab geht. Das Gleichgewicht lässt sich mit einem Wackelkissen verbessern. Wer anspruchsvollere Wege geht, zum Beispiel Bergtouren, sollte dem Hund beibringen auf harten Steinen zu gehen. Auch Sprungübungen sind sinnvoll. Um auf scharfkantigen Steinen die Verletzungsgefahr zu verringern, sind Hundeschuhe empfehlenswert — auch das gehört ins Trainingsprogramm.

Hund macht bei einer Bergwanderung eine Pause, im Hintergrund Bergpanorama
Wer mit seinem Hund in den Bergen unterwegs ist, sollte dem Hund beibringen, auf harten Steinen zu gehen.
Freilaufen oder an der Leine — was raten Sie?

Tatsächlich ist es ein Abwägen, denn Wildtiere sollten durch Hunde auf keinen Fall zu Schaden kommen. Leider ist es so, dass die meisten Hunde nicht mehr auf Rückruf reagieren, wenn sie Wild wittern oder sehen. Nur wenn ein Hund schnell und verlässlich auf Rückruf reagiert, kann man ihn guten Gewissens frei laufen lassen. Ähnliches gilt bei Begegnungen mit anderen Hunden. Hunde, die hier sehr überschwänglich unterwegs sind oder im Gegenteil ängstlich oder unsicher auf andere Hunde reagieren, sollten lieber an der Leine gehen.

Und wie sollte man Hunde anleinen?

Ideal ist ein bequemes Halsband, wenn der Hund an der kurzen Leine geführt wird. Wer lieber eine Schleppleine nimmt, sollte sich für ein Geschirr mit Haltegriff entscheiden und die Länge der Leine beschränken, damit sie sich nicht in Ästen oder Baumstämmen verheddert. Für Bergtouren oder Strecken mit ausgesetzten Wegen macht ein Sicherheitsgeschirr mit zusätzlichem Gurt um den Bauch Sinn. Damit kann man einen Hund, der am Hang abgerutscht ist, gut zurück auf den Weg ziehen.

Welche Risiken gibt es noch, wenn man mit Hund wandert?

Ob freilaufend oder angeleint — es gibt Situationen, in denen Hunde sich losreißen und nicht mehr auf Rückruf reagieren. Daher ist es sinnvoll, den Hund mit einem GPS auszustatten, damit man ihn wiederfindet. Auch gegen Zecken sollte man vorbeugend etwas tun.

Ein unterschätztes Unfallrisiko ist das Werfen von Stöcken. Das macht den Hunden zwar Spaß, ebenso das Zerbeißen der Stöcke, doch wehe, es bleibt ein größerer Splitter im Hals hängen. Daher: Spielen ja, aber nur kontrolliert und in der Nähe des Menschen. Speziell im Sommer können nicht nur Menschen, sondern auch Hunde einen Hitzschlag bekommen, da sollte besonders auf das Verhalten des Tieres achten. Und auf steinigem Untergrund können Hunde sich an den Pfoten verletzen.

Was sollte man für Hunde bei Wanderungen dabei haben?

Unbedingt Wasser und einen Napf, außerdem Futter und — wenn der Boden kühl oder feucht ist — zum Ausruhen eine Decke. Für Hunde mit kurzem Fell empfehle ich bei schlechtem Wetter einen Regenschutz, da sie bei Nässe schnell auskühlen und frieren. Im Auto sollte immer ein trockenes Handtuch bereit liegen.

Für kleine Unfälle brauchen Sie ein Erste-Hilfe-Set, für schwerere Unfälle zusätzlich eine Notfall-Apotheke und am besten die Telefonnummer einer Tierklinik oder von Tier-Notdiensten.

Wie man einen Hund im Notfall verarztet, lernen Sie in speziellen Erste-Hilfe-Kursen, die zum Beispiel Hundeschulen anbieten.

Erste Hilfe für Hunde

Ein Erste-Hilfe-Set für Hunde sowie eine Hilfestellung für Diagnose & Behandlung per App gibt es z.B. bei PocDoc. Mit enthalten sind Videosprechstunden mit Tierärzten und die telefonische Beratung mit Tier-Notfallmedizinern (24/7), wobei die erste Konsultation kostenlos ist. Das Set enthält keine Notfall-Apotheke mit Medikamenten/Salben.

Bei einem Erste-Hilfe-Kurs, zum Beispiel in „Lenzis Hundeschule“, erhalten Sie meist eine Liste mit allem, was ins Erste-Hilfe-Set und die Notfall-Apotheke gehört. Diese Sets können Sie sich selbst zusammenstellen und auf die jeweilige Tour anpassen.

Portrait von Nicole Lenz
Nicole Lenz

Nicole Lenz machte ihr Hobby zum Beruf. Vor über 10 Jahren eröffnete sie als zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin IHK/BHV ihre eigene Hundeschule in Mannheim. Ihr Motto: ein Team – ein Ziel!

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