Umgekippter trockener Baumstamm im Wald
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Achtung, Brandgefahr: So können Sie den Wald schützen

Im April gab es in den Nachrichten die ersten Warnungen vor Waldbränden. Wie ist die Situation in Rheinland-Pfalz und worauf sollten wir achten?

Darüber haben wir mit dem Forstwissenschaftler Hans Werner Schröck in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz in Trippstadt gesprochen.

Herr Schröck, in welchem Zustand ist der Wald aktuell?

Das lässt sich pauschal nicht sagen, sondern hängt von der Region ab. Selbst innerhalb von Rheinland-Pfalz gibt es Unterschiede. Im Westerwald beobachten wir große Schäden an Fichten. Im Pfälzerwald sieht es – mitbedingt durch den geringen Anteil von Fichten – deutlich besser aus. Generell waren die Wasservorräte zu Beginn des Frühjahrs weitgehend aufgefüllt. Die wochenlange Trockenheit zu Beginn des Frühlings und der Ostwind führten jedoch auch im Wald zu einem Rückgang der Vorräte. Die Regenfälle Anfang Mai waren da ein Segen.

Wie reagieren Bäume auf Trockenheit?

2018 und 2019 hatten wir zwei heiße und regenarme Jahre in Folge. Das bedeutet für die Bäume Trockenstress. Sie sind dadurch anfälliger für „Gegenspieler“ wie zum Beispiel Borken- oder Prachtkäfer, die überhand nehmen können. Seit 2018 haben wir viele Kahlschläge wegen Borkenkäferbefall, nicht nur in Deutschland, sondern an vielen Orten in ganz Europa.

Sind die Warnungen vor Waldbränden also berechtigt?

Absolut. Deshalb sollte Rauchen im Wald oder in Waldnähe tabu sein, ebenso wie Lagerfeuer oder Grillen. Dies ist übrigens sogar laut Waldgesetz untersagt. Etwas Wind reicht aus, damit Funken fliegen und trockenes Laub, Gras oder Tannennadeln sich entzünden. Weil das Waldbrandrisiko so hoch ist, müssen außerdem die Zufahrtswege in den Wald frei sein, damit im Fall der Fälle die Löschfahrzeuge schnell vor Ort sein können. Also bitte hier kein Auto abstellen, selbst wenn der Wanderparkplatz voll ist. Auch die Grasnarben am Wegesrand sollten nicht überparkt werden – heiße Katalysatoren können ebenfalls Brände auslösen.

Wie sieht es mit Glasscherben aus?

Leider beobachten wir eine zunehmende Vermüllung des Waldes. Unter den Abfällen sind oft Glasflaschen und Glasscherben, die bei Sonneneinstrahlung wie Brennlupen wirken können. Sämtliche Abfälle sollten deshalb mitgenommen und zuhause korrekt entsorgt werden.

Ist ein Grund für die erhöhte Waldbrandgefahr, dass der Wald an vielen Stellen „unaufgeräumt“ ist?

So verallgemeinert ist dies nicht richtig. Das sogenannte Totholz — also herumliegende Äste, Baumstämme oder Wurzeln — bildet Humus, der Feuchtigkeit bindet, also der Verdunstung entgegenwirkt. Außerdem ist Totholz reich an Nährstoffen, die wichtig für ein gesundes Wachstum der Bäume sind. Und es ist die Lebensgrundlage für Kleinlebewesen, die zum ökologischen Gleichgewicht des Waldes beitragen.

Wenn Sie aktuell im Wald unterwegs sind, was fällt Ihnen auf?

Üblicherweise ist der Nadelwald in Trockenperioden besonders anfällig. Doch inzwischen sehen wir vermehrt absterbende Buchen und Eichen, zum Beispiel im Donnersbergkreis. Besonders bei den tiefwurzelnden Eichen überrascht das, denn sie können eigentlich gut mit Trockenphasen umgehen. Zudem befürchten wir dieses Jahr ein Schwammspinnerplage, also Raupen, die das Grün der Eichen kahlfressen und die bereits geschwächten Bäume weiter schädigen. Das Kritische daran ist, dass das Wurzelwerk der Eichen ganze Hänge sichert und dies häufig auch oberhalb von Dörfern oder Straßen — zum Beispiel in der Moselregion.

Wie sehen Sie die Zukunft des Waldes?

Wir wissen, dass das Holz der Bäume viel klimaschädliches CO2 bindet. Zugleich wird der Klimawandel den Wald, wie wir ihn kennen, verändern. Wenn wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, ist es wichtig, nachhaltig zu wirtschaften und richtig in den Wald zu investieren. Eine gute Möglichkeit Risiken zu minimieren, ist die seit 1990 begonnene Umgestaltung unserer Wälder in Mischbestände fortsetzen und intensivieren. Dazu gehört unter anderem auch, dass auf Waldflächen Bäume verschiedenen Alters wachsen. Eine solche Vorgehensweise ist eigentlich nichts Neues: Im Pfälzerwald sind nahezu alle der früheren Reinbestände aus Kiefern heute mit Buchen durchmischt, weil wir wissen, dass solche Wälder ökologisch wertvoller sind, Risiken im Klimawandel minimieren und nicht zuletzt auch schlechter brennen. Auch eine geringe Beimischung mit uns heute noch fremden, aber trockenresistenteren Arten aus dem eurasiatischen Raum ist vorgesehen.

Hans Werner Schröck
Hans Werner Schröck

Der Forstwissenschaftler Hans Werner Schröck leitet den Forschungsbereich Waldmonitoring und Umweltvorsorge in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz. Die Website der Forschungsanstalt  bietet umfangreiche Informationen über die Waldforschung in Rheinland-Pfalz.

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