Kletterin beim Aufstieg mit Seilen gesichert
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Klettern und Bouldern: Sport für alle Generationen

Vor allem als Hallensport gewinnt Klettern und Bouldern immer mehr Anhänger. Die Kletterer schätzen den „Kick“ an der hohen Wand, die Boulderer die schnellen und geschmeidigen Bewegungsabläufe in Absprunghöhe.

Klettern oder Bouldern – beide Sportarten sind schon seit Jahren etabliert im Breitensport. Was früher draußen in der Natur stattfand mit allen damit verbundenen Einschränkungen durch das Wetter, findet heute ganzjährig in aufwändig gestalteten Kletter- und Boulderhallen statt. Hier treffen sich Jung und Alt, um die Wände zu erobern.

Nachgefragt: Das unterscheidet Klettern und Bouldern

Mit Seil gesichert oder frei an der Wand. Die lange Route oder die schnelle Höhe. Ausdauer oder Maximalkraft – ganz einfach ist die Entscheidung nicht, ob Klettern oder Bouldern der Sport der Wahl wird.

Die Hallenbesitzer haben sich darauf eingestellt und bieten Interessierten jeden Alters Schnupperkurse an. Beim Bouldern bekommen die Teilnehmer beim Schnuppern erste Tipps, wie sich die drei bis vier Meter hohe Wand ohne Hilfsmittel am besten bezwingen lässt und wie sie aus der Höhe auf die gut gepolsterten Matten abspringen.

„Klettern ist ein Teamsport mit Gurt, Seil und Sicherungsgerät. Bouldern kannst du alleine, da reichen Turn- oder Kletterschuhe und etwas Chalk, also Magnesiapulver, damit du nicht abrutschst“, meint Steffen Frey, der den Trend zu diesen Sportarten früh erkannte und heute zwei Kletterhallen betreibt.

Die sportliche Technik, so seine Erfahrung, eignen sich Kletterer und Boulderer vor allem durch Ausprobieren und Wiederholen an. Dadurch prägen sich Griffe und Bewegungsabläufe im motorischen Gedächtnis ein, was bei manchen schneller, bei manchen langsamer geht. Wer sich fürs Seilklettern entscheidet, muss allerdings einen mehrstündigen Grundkurs besuchen, um die Sicherungstechniken zu lernen.

Fit oder Fun: Klettern und Bouldern im Gesundheitscheck

Schnell und geschmeidig, so sehen meist die Bewegungen beim Bouldern aus. „Bouldern ist gut für Koordination und Beweglichkeit. Es geht es um kurze Kraftaufwendungen, um wenige, immer anspruchsvollere Kletterzüge, um neue Bewegungsabläufe und um die volle Konzentration. Klappt es nicht oder geht die Kraft aus, lässt man sich einfach in die weiche Matte fallen oder klettert zurück“, so Steffen Frey.

Beim Seilklettern ist weniger das Equipment als die Höhe für viele eine Herausforderung. Gefragt sind Ausdauer, Vertrauen in den Sicherungspartner beziehungsweise ein großes Verantwortungsgefühl, wenn man den Partner am Seil sichert. Doch auch hier kann der Kletterer loslassen, wenn die Kräfte schwinden, da das Sicherungsseil einen Sturz verhindert. Steffen Frey: „Sowohl Klettern als auch Bouldern sind ganzheitliche Sportarten, die die gesamte Muskulatur von den Zehen bis in die Fingerspitzen fordern. Und der Kopf muss natürlich auch dabei sein: Es geht um Konzentration und Fokussierung, da haben andere Gedanken keinen Platz mehr. Und das entspannt. Beim Klettern in den unteren Schwierigkeitsstufen fehlen jedoch die Spitzenbelastungen auf den Extremitäten, die typisch für das Bouldern sind.“

Was heißt hier alt? Therapeutisches Klettern für Senioren

Was viele nicht wissen: Sportmediziner empfehlen Klettern als ganzheitliches, gelenkschonendes Training bereits seit längerem auch älteren Menschen, unter anderem bei Rücken- und Gelenkbeschwerden sowie Osteoporose. Insbesondere beim Seilklettern werden alle Muskelgruppen beansprucht und Kraft, Beweglichkeit und Motorik verbessert – wichtige Faktoren für ein gesundes und selbstbestimmtes Leben im Alter. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade der Routen ermöglichen es, schnell wahrnehmbare Fortschritte zu erzielen. Das motiviert und ermutigt, Ängste zu überwinden und Grenzen nach oben zu verschieben – gut für Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.

„Eine gute Muskulatur schützt außerdem die Knochen vor Brüchen und eine bessere Beweglichkeit verringert die Sturzgefahr. Auch das sind Gründe, warum Klettern inzwischen therapeutisch bei Senioren eingesetzt wird. Aber nicht nur bei ihnen, sondern auch bei jungen Menschen mit psychischen Problemen ist Klettern heute häufig ein Teil der Therapie“, meint Steffen Frey. Speziell für Senioren hat er Kurse entwickelt, in denen zum Beispiel die Zeitfenster größer bemessen sind: „So haben wir Raum, das Gelernte zu vertiefen und die Anzahl der Wiederholungen zu erhöhen. Das gibt vor allem Einsteigern mehr Sicherheit.“

Bevor es an die Kletterwand geht, sollten jedoch insbesondere ältere Menschen beim Arzt abklären, ob Bedenken bestehen, vor allem, wenn sie unter Bandscheibenvorfällen oder Herz-Kreislauf-Problemen leiden.

Halle oder Natur?

Für Naturliebhaber ist die Antwort klar: Klettern am Fels macht am meisten Spaß. Frische Luft, die Struktur des Gesteins und natürlich auch der Kick des weniger Berechenbaren: Top ausgetüftelte Routen wie in der Halle mit sicher fixierten Griffen gibt es draußen nicht.

Klettern als Hallensport passt jedoch besser in unsere schnelllebige Zeit mit schmalen Zeitfenstern für sportlichen Ausgleich. Wer in die Halle kommt, kann unabhängig vom Wetter sofort loslegen und eine Tour nach der anderen durchziehen. Draußen in der Natur hingegen braucht man mehr Zeit: Die Kletterfelsen liegen nicht direkt am Parkplatz, die ganze Ausrüstung muss zu Fuß zum Startpunkt der Kletterroute getragen werden und im schlimmsten Fall fängt es an zu regnen und der ganze Aufwand war umsonst.

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