Kinder sitzen im Wald auf einem Felsen
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Wildnisschule in der Pfalz: Eins mit der Natur

Seit fünf Jahren gibt es die von Diana Vollmer gegründete Natur- und Wildnisschule Libelula. Ihr Anliegen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Waldcamps in Kontakt mit der Natur zu bringen.

Menschen jeden Alters die Natur nahezubringen und ihre Ressourcen für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu nutzen – das ist der Kerngedanke der Natur- und Wildnisschule Libelula. Wir haben uns mit Diana Vollmer, der Gründerin von Libelula getroffen, um mehr über ihr Konzept zu erfahren.

Wie entstand die Idee, die Wildnisschule Libelula zu gründen?

Ich war 15 Jahre im Coaching tätig und habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten, alles nur in geschlossenen Räumen zu machen. Mir fehlte bei der Arbeit ein grundlegendes Element: die Natur. Nach einer Fortbildung in Wildnispädagogik wurde mir klar, dass ich mit Erlebnissen in der Natur Menschen sehr viel besser weiterhelfen kann. Der Schritt, die Wildnisschule zu gründen, war dann nur noch ein kleiner…

Welche Philosophie hat eure Wildnisschule?

Wir bieten keine Survivaltrainings im klassischen Sinn an. Es geht uns nicht darum, gegen die Natur zu oder um das Überleben zu kämpfen, sondern mit ihr zu leben. Wir kommen aus der Natur und deshalb kann sie uns viel geben, wenn wir uns mit allen Sinnen auf sie einlassen. Doch diesen Zugang haben viele von uns verloren: Natur wird als feindlich, manchmal sogar bedrohlich wahrgenommen. Unser Anliegen ist daher eine „Wieder-Auswilderung“, die wir mit unserem Wissen und unserem Erfahrungsschatz unterstützen.

An wen wendet sich euer Angebot?

Tatsächlich sind alle Altersklassen und Bildungsniveaus von dieser Entfremdung betroffen. Wir beobachten viel Angst: vor Schmutz, vor Bäumen, vor der Dunkelheit, vor Tieren, Angst vor Ruhe, Angst mit sich selbst konfrontiert zu werden.

Digitalisierung sowie Stress und Hetze gehören zu den Ursachen dieser Ängste. Viele unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind psychisch und physisch angeschlagen. Kinder und Jugendliche sind unruhig und unkonzentriert und werden bereits in jungen Jahren medikamentös behandelt, dabei könnten sie im Wald durch Aktivitäten, aber auch Ruhe komplett auf ihre Medikamente verzichten.

Wanderer sind ja viel in der Natur. Wie können sie von eurem Angebot profitieren?

Unser Waldcamp liegt mitten in der Natur und ist durch eine kleine Wanderung von 45 bis 60 Minuten gut zu Fuß zu erreichen. Auf dem Weg ist Raum für Achtsamkeitsübungen und für das Betrachten von Wildkräutern oder Fährten. Manchmal können wir sogar Wildtiere beobachten. Hinzu kommen Schleich- und andere Wahrnehmungsübungen. Das entspannt bereits die meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Zudem können wir Impulse geben, die dabei helfen, die persönlichen körperlichen Grenzen auszuloten und sich der eigenen Ängste bewusst zu werden, zum Beispiel der Sorge zu stolpern oder zu stürzen.

Zwei Frauen beim Bogenschießen im Wald
Bogenschießen aktiviert den gesamten Körper und hilft dabei, sich zu fokussieren.
Welche Naturerlebnisse könnt ihr in euren Waldcamps ermöglichen?

Erwachsene erfahren sich in der Natur sehr intensiv beim Bogenschießen. Sie verbringen einen ganzen Tag im Wald, beginnend mit einem Spaziergang zum Camp und danach dem Bogenschießen. Das aktiviert den ganzen Körper und hilft, sich auf die eigene Kraft, die Hand-Augen-Koordination und die Atmung zu fokussieren. Allein schon die äußere Haltung, das Geradestehen, verbessert die innere Haltung.

Eine andere Möglichkeit ist das „Streunern“, das wir zweimal jährlich anbieten. Hier geht es darum, sich ohne Ziel im Wald zu bewegen und zu beobachten, was einem begegnet und was man wie wahrnimmt. Dabei kommt es häufig zu überraschenden Erkenntnissen.

Wer hingegen erschöpft und kraftlos ist, kann einen Hängematten-Tag buchen. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie gut sich leere Batterien aufladen, wenn nichts zu tun ist außer in Baumwipfel zu schauen, Wolkenbilder zu beobachten oder Bäume und Blumen zu erkunden.

Neben den festen Angeboten, die auf unserer Website zu finden sind, entwickeln wir auf Anfrage auch spezielle Angebote. Zum Beispiel für Familien, Frauen oder auch für Firmen, die ihren Mitarbeiter*innen etwas anderes als einen klassischen Ausflug anbieten möchten.

Was können Kinder und Jugendliche bei euch erleben?

Für Kinder und Jugendliche bieten wir unter anderem das Wolfsrudel an. Einmal monatlich geht eine feste Gruppe – ohne Eltern – in eines unserer beiden Waldcamps. Hier ist alles möglich: Klettern, springen, laut sein, Tiere beobachten, Fährten lesen, Wildkräuter kennenlernen.

Gebt ihr auch Survival-Tipps?

Wir vermitteln gerne die „Dreier-Regel“: Der menschliche Körper stößt an seine Belastbarkeit nach maximal 3 Minuten ohne Sauerstoff, 3 Stunden ohne Wärme (im Winter), 3 Tage ohne Wasser, 3 Wochen ohne Nahrung. Deswegen ist es wichtig, eine Unterkunft, Wasser und Nahrung zu finden. Wir lehren Feuer zu machen, eine Unterkunft zu bauen, Wasser zu filtern und eine kleine Auswahl an essbaren Kräutern zu bestimmen. Das ist altersunabhängig — also für jede Altersgruppe wichtig.

Wie möchtet ihr euer Angebot in Zukunft weiterentwickeln?

Wir möchten noch mehr Menschen Zugang zur Natur und zu sich selbst ermöglichen, insbesondere in Kooperation mit Institutionen der Jugendhilfe und der Erwachsenenbildung.

Portrait von Diana Vollmer
Diana Vollmer

Diana Vollmer hat 2017 die Natur- und Wildnisschule Libelula gegründet. Zusammen mit ihrem Team entwickelt sie verschiedenste Angebote, um Menschen jeden Alters für Natur zu begeistern und respektvoll mit ihr umzugehen. Weitere Infos unter: www.wildnisschule-libelula.de

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